Waldvöglein (Friederike Kempner)
Waldvöglein
Waldvöglein zwitschert im Walde allein:
Werden wir niemals gleichgestellt sein
Jenen, die wir durch Lieder erfreu'n,
Und von all ihren Sorgen zerstreuen
Horch, aus Gebüsch und Blütenflor
Tönet hervor ein lustiger Chor:
Meinest Du etwa das Menschengeschlecht,
Ewig unmenschlich und ungerecht?
Ach, nicht unsre Lieder bei Tag und Nacht,
Ach, nicht unsre Schönheit und Farbenpracht,
Keinerlei bricht seinen Uebermut,
Lechzend immer nach Fleisch und nach Blut!