Winterwanderung (Franz Stelzhamer)
Da liegt sie, die große Pastete,
Die weite Landschaft vor mir,
Herr Winter, der wack're Konditor,
Versah sie mit Schmuck und Zier.
Daß er so viel Zucker streute,
Geschah den Kindern zulieb,
Doch was er mit glitzernder Reimschrift
Darauf und darüber schrieb -
Das ist für den Wanderer,
Das ist für mich, für mich,
Und ich deut' und entziff're
Die Schrift auch Strich für Strich.
Das nichtigste Ding erglänzet
Im Strahl des Sonnenlichts,
Was macht nach diesem Exempel
Manch Einer aus seinem Nichts!
Drauf krächzt die heisere Dohle,
Ich nick' und lache dazu,
Im Thale wirds trüb und neblig,
Es ballt sich der Schnee am Schuh -
Und gleich kommt ein and'rer Gnome
Mit melancholischem Gesicht,
Behaucht sich mit warmen Athem
Die frierenden Hände und spricht:
Du mußt dich begraben lan,
Ein in's Leichentuch dreh'n,
Auf daß neugeboren dann
Du wieder magst aufersteh'n!
Doch kaum ist der Fröstler verschwunden
Im grauen Nebelduft,
Erschüttert Schellengeklingel
Und schallendes Schäckern die Luft.
Gottlob, die »Dreikönig« vorüber,
Es winkt schon der Karneval,
Fünf Schlitten mit munterem Völklern
Kutschieren in's Städtchen zum Ball.
Mag sein, auch Hochzeitleute,
Wer weiß das so genau,
Es spielen ja Kinder schon gerne
Das Spiel von »Herr und Frau«.
Doch sieh, hintenauf was hockt doch?
Das Mäulchen zum Spotte gespitzt,
Ein kicherndes, zappelndes Gnömchen
Und horch, was singt es itzt?
Allimmer und ewig auf Fasching
Fiel Fasten, auf Freude folgt Leid,
Doch glaubt mir, ihr glücklichen Thoren,
Ihr bleibt stets so froh wie ihr seid.
Ei Winter, ei Winter, wie lehrreich
Wie lustig und launig du bist,
Wer aus deinen nur scheinbar blanken,
Blühweißn Blättern liest.