Parodie und Satire (Frank Wedekind)
Schauspieler, wenn sie bei Stimmung sind,
Haderiah
Ja, was sagst da!
Parodieren Frank Wedekind.
Haderiah
Trara!
Unvergleichlich getroffen werden
Seine Sprache und seine Gebärden.
Was nicht immer gleich gut gelingt,
Ist die Art, wie er seine Spottlieder singt.
Und wenn sie gar seine Rollen spielen,
Ist von Gefühl oft wenig zu fühlen.
Lacht das Publikum seelenfroh,
Fällt ihnen vor Schreck das Herz ins Trikot.
Schaudernd starrn sie einander an,
Wie jemand bei Wedekind lachen kann.
Er selber dient seinem Werk als Befreier,
Er holt die Kastanien aus dem Feuer.
Unzähligemal hat er Hidalla gespielt,
Hat leidlichen Eindruck damit erzielt.
Der Schauspieler macht sich nichts aus Befrei'n
Er wirft die Kastanien wieder hinein.
Wirkungen, die wie Springbrunnen frisch,
Befördert er eifrig unter den Tisch.
Mit dem Drama, genannt König Nikolo,
Verfährt der Schauspieler ebenso.
Regungslos bleibt er am Boden kleben
Mit der Beteurung: So ist das Leben!
Aber förmlich zum Himmel schreit
Das Martyrium des Marquis von Keith.
Denn der Erfolg, den die Szenen fanden,
Kommt durch den Schauspieler wieder abhanden.
Und wer die Figur zum Siege geführt,
Der wird vom Schauspieler parodiert.
Warum ich diese Satire schreibe?
Weil ich euch nicht gern etwas schuldig bleibe.
Gäb' es bei euch so viel zu gewinnen
Wie bei meinen geliebten Schauspielerinnen,
Eysoldt, Durieux, Orska, die drei
Kauften mich los aus der Sklaverei.
Sie ließen mich das Glück erfassen,
Ihr hättet mich lächelnd verrecken lassen.
Jammerschade, daß Parodien
Sich auf Äußerlichkeiten beziehen.
Geläng es doch endlich mal einem Affen,
Innerlichkeit mir abzugaffen!
Karl Hetmann, Nikolo, Marquis von Keith,
Die spielt man nämlich mit Innerlichkeit.
Das zu beweisen bin ich erbötig,
Solang mir im Leib ein Herz noch tätig.
Er wird sich nicht im geringsten genieren,
Mich mit dieser Satire zu parodieren.