Ferdinand von Saar

Auf der Heimfahrt (Ferdinand von Saar)

         

Vom nahen Eisenwerke,

    berußt, mit schwerem Gang,

kommt mir ein Mann entgegen,

    den Wiesenpfad entlang.

Mit trotzig finstrer Miene,

    wie mit sich selbst im Streit,

greift er an seine Mütze -

    Gewohnheit alter Zeit.

Es blickt dabei sein Auge

    mir musternd auf den Rock,

und dann beim Weiterschreiten

    schwingt er den Knotenstock.

Ich ahne, was im Herzen

    und was im Hirn ihm brennt:

»Das ist auch einer,« denkt er,

    »der nicht die Arbeit kennt.«

»Lustwandelnd hier im Freien,

    verdaut er üpp'ges Mahl,

indes wir darbend schmieden

    das Eisen und den Stahl.« 

»Er sucht den Waldesschatten,

    da wir am Feuer steh'n

und in dem heißen Brodem

    langsam zugrunde geh'n.«

»Der soll es noch erfahren,

    wie es dem Menschen tut,

muß er das Atmen zahlen

    mit seinem Schweiß und Blut.« -

Verziehen sei dir alles,

    womit du schwer mich kränkst,

verziehen sei dir's gerne:

    du weißt nicht, was du denkst.

Du ahnst nicht, wie ich hämmre

    und feile Tag für Tag -

und wie ich mich verblute

    mit jedem Herzensschlag!

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Vom goldnen Überfluss"
Herausgeber: R. Voigtländers Verlag