Incipit vita nova (Ernst Stadler)
1904
Der funkelnden Säle· goldig flimmernden Schächte
und Pfeiler und Wände mit rieselnden Steinen behängt
ward ich nun müde. Und der fiebernden Nächte
in klingenden Grotten von lauen Lichten getränkt.
Zu lange lauscht ich in den smaragdenen Grüften
schwebenden Schatten· sickernder Tropfen Fall
Zu lange lag ich umschwankt von betörenden Düften·
lüstern gewiegt von schläfernder Geigen Schwall.
Süßer als aus Rubin und Demant die Hallen
wiegt mich der funkelnde Himmel· das dampfende Ried
Durch die taumelnden Tannen will ich wallen·
weinend lauschen der kleinen Amseln Lied.