Johann Kepler (Eduard Mörike)
Gestern, als ich vom naechtlichen Lager den Stern mir in Osten
Lang betrachtete, den dort mit dem roetlichen Licht,
Und des Mannes gedachte, der seine Bahnen zu messen,
Von dem Gotte gereizt, himmlischer Pflicht sich ergab,
Durch beharrlichen Fleiss der Armut grimmigen Stachel
Zu versoehnen, umsonst, und zu verachten bemueht:
Mir entbrannte mein Herz von Wehmut bitter; ach! dacht ich,
Wussten die Himmlischen dir, Meister, kein besseres Los?
Wie ein Dichter den Helden sich waehlt, wie Homer von Achilles'
Goettlichem Adel geruehrt, schoen im Gesang ihn erhob,
Also wandtest du ganz nach jenem Gestirne die Kraefte,
Sein gewaltiger Gang war dir ein ewiges Lied.
Doch so bewegt sich kein Gott von seinem goldenen Sitze,
Holdem Gesange geneigt, den zu erretten, herab,
Dem die hoehere Macht die dunkeln Tage bestimmt hat,
Und euch Sterne beruehrt nimmer ein Menschengeschick;
Ihr geht ueber dem Haupte des Weisen oder des Toren
Euren seligen Weg ewig gelassen dahin!