Eduard Mörike

Der Kanonier (Eduard Mörike)

       

Feindlich begegneten sich auf der Erde die Scharen des Himmels

    Und der Höllen; es kommt eben zur förmlichen Schlacht.

Vorn auf dem Hügelchen steht so ein Bocksfuß bei der Kanone;

    Sein stets rauchender Schwanz dient ihm als Lunte dabei.

(Etwas phantastisch geformt ist das Feldstück, Flügel des Drachen,

    Statt der Räder, stehn hüben und drüben empor:

Denn man braucht dies Geschütz oft über den Wolken mit Vorteil

    Bei Blockaden, da fliegt's mittelst der höllischen Kunst.)

Aber der Kerl ist feige; denn während langsam der Schweif sich

    Nach dem Zündloch bewegt, hält er die Ohren sich zu,

Über die Achsel nur schielend; doch jetzo drückt er die Augen

    Fest zu, krümmt sich, und - Tupf! folgt der entsetzliche Knall.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-538-05651-x
Erschienen im Buch "Sämtliche Werke Band I"
Herausgeber: Winkler Verlag