Begegnung (Eduard Mörike)
Was doch heut nacht ein Sturm gewesen,
Bis erst der Morgen sich geregt!
Wie hat der ungebetne Besen
Kamin und Gassen ausgefegt!
Da kommt ein Maedchen schon die Strassen,
Das halb verschuechtert um sich sieht;
Wie Rosen, die der Wind zerblasen,
So unstet ihr Gesichtchen glueht.
Ein schoener Bursch tritt ihr entgegen,
Er will ihr voll Entzuecken nahn:
Wie sehn sich freudig und verlegen
Die ungewohnten Schelme an!
Der Bursche traeumt noch von den Kuessen,
Die ihm das suesse Kind getauscht,
Er steht, von Anmut hingerissen,
Derweil sie um die Ecke rauscht.