Abreise (Eduard Mörike)
Fertig schon zur Abfahrt steht der Wagen,
Und das Posthorn blaest zum letztenmale.
Sagt, wo bleibt der vierte Mann so lange?
Ruft ihn, soll er nicht dahinten bleiben!
- Indes faellt ein rascher Sommerregen;
Eh man hundert zaehlt, ist er vorueber;
Fast zu kurz, den heissen Staub zu loeschen;
Doch auch diese Letzung ist willkommen.
Kuehlung fuellt und Wohlgeruch den weiten
Platz und an den Haeusern ringsum oeffnet
Sich ein Blumenfenster um das andre.
Endlich kommt der junge Mann. Geschwinde!
Eingestiegen! - Und fort rollt der Wagen.
Aber sehet, auf dem nassen Pflaster
Vor dem Posthaus, wo er stillgehalten,
Laesst er einen trocknen Fleck zuruecke,
Lang und breit, sogar die Raeder sieht man
Angezeigt und wo die Pferde standen.
Aber dort in jenem huebschen Hause,
Drin der Juengling sich so lang verweilte,
Steht ein Maedchen hinterm Fensterladen,
Blicket auf die weiss gelassne Stelle,
Haelt ihr Tuechlein vors Gesicht und weinet.
Mag es ihr so ernst sein? Ohne Zweifel;
Doch der Jammer wird nicht lange waehren:
Maedchenaugen, wisst ihr, trocknen hurtig,
Und eh auf dem Markt die Steine wieder
Alle hell geworden von der Sonne,
Koennet ihr den Wildfang lachen hoeren.