Detlev von Liliencron

In einer Winternacht (Detlev von Liliencron)

                   

Viel Tausende haben sich aufgemacht

in stürmischer, schneeiger Winternacht.

Die Menge staut sich, steht Fuß an Fuß,

dem Kaiser zu danken mit letztem Gruß.

»Laßt mich durch, die Gasse mir aufgetan,

laßt mich durch, laßt mich durch, sonst brech' ich mir Bahn!

Noch einmal auf Knieen vor ihm will ich liegen,

meine Stirn an die purpurne Ruhstatt biegen.

Bei Gravelotte, spät war die Stunde,

der König! rief es in weiter Runde,

und jauchzend hemmten wir seinen Zügel,

bedeckten mit Küssen Hand und Bügel.

Die Sonne in sinkender Abendflut

umrahmt seinen Helm in Gloriaglut,

sein Auge tropft, seine Lippe bebt,

mit ihm, mit ihm hab' ich's durchgelebt.«

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Vom goldnen Überfluss"
Herausgeber: R. Voigtländers Verlag