Christian Hofmann von Hofmannswaldau

Die versöhnte Venus (Christian Hofmann von Hofmannswaldau)

                   

DIe Göttin so die Welt und alle Hertzen bindet /

Die Wasser / Erd und Lufft durch ihren Strahl entzündet /

Auf welcher WunderWort erzittert niederfällt /

Was Nord / Süd / Ost und West in seinen Armen hält.

Die gieng nach ihrer Arth zu dem erhöhten Throne /

Es war das stoltze Haubt umbzirckt mit einer Crone /

Darauf der Berge Schatz und des Gewässers Pracht /

Durch ihrer Haare Gold noch werther war gemacht.

Es küsten dazumahl die wolgestalten Ohren

Zwo Perlen / den der Ost nichts gleiches hat gebohren /

Es war der zarte Leib durch einen Rock geziert /

Den Phrygien gestrickt / der Sydons Farbe führt.

Umb diesen schaute man der Venus grosse Thaten /

Die Helden so durch sie in Dienstbarkeit gerathen /

Achillem / Herculem / Philippen und die Hand /

So Persien bezwang / und Poren überwand /

Hieß diese Mahlerey der Nadel knechtisch stehen /

Cupido wolte gleich von ihrem Saale gehen /

So sprach das Wunder-Weib / was kommt dich wieder an?

Du meinst das meine Faust dich nicht mehr straffen kan.

Die Berge zubeziehn / die Städte zubeschauen /

Der Kurtzweil nachzugehn auf den begrünten Auen /

Zu sehen was der Nil / Euphrat und Ganges macht /

Bey Tage nichts zu thun / zuschlaffen bey der Nacht /

Ist nicht genung für mich. Wo sind die grossen Stunden /

Da deine Fackel brand / und deiner Pfeile Wunden

Fast iedes Hertze trug? Wie daß nicht mehr die Welt /

Wie vormahls ist geschehn vor mir darnieder fällt?

Betrachte diesen Rock; was meinstu von den Siegen?

Durch die mein hohes Lob ist auf den Thron gestiegen /

Der Sonnen gleiche kommt / den Sternen gleiche geht /

Und beyde trotzen kan / der Zorn beginnt zuwittern /

Es heist die Ungedult mir Hertz und Sehnen zittern /

Es zündet mir der Grimm Geblüth und Adern an /

Daß ich dir deinen Lohn nicht länger borgen kan.

Du allzukaltes Kind betracht ich diese Welt /

Was zwischen Gibraltar und Javan ist gestellt /

Den grossen WunderKreiß / den Zirckel dieser Erden /

Wo sich die Sonne wäscht und wo sie mit den Pferden /

Den alten Weg besucht; wo ihre Hitze brennt /

Und wo der Phöbus fast nicht seine Strahlen kennt /

So merck' ich wenig mehr / als Wüten / Mord und Kriegen /

Ich finde hin und her die todten Leichen liegen /

Die Männer stehn verwund / die Weiber stehn verblast /

Mein Mars wird angeruft und Venus wird verhasst /

Mars der mich selber nicht gescheuet hat zuküssen /

Man schaut das rothe Bluth vor Liebes-Thränen flüssen /

Kein Seuffzer kommet fast von meiner Regung hier /

Betracht ich Berg und Thal / beschau ich See und Meer /

Setz' ich die gantze Welt in meinem Sinn zusammen /

So find ich keinen Dampf von diesen Wunderflammen /

Da eine gantze Stadt durch eine Gluth gebrannt /

Da einer Feindin Schoß den Feind zum Buhler fand.

Da zweyer Hertzen Blut verliebt zusammenflossen /

Da das erzörnte Meer die Brunst nicht ausgegossen /

Da Armuth / Kälte / Schwerd / Flucht / Marter / Brand und Todt

Oft ein verliebter Sinn hielt vor geringe Noth.

Und wil ich gleich den Geist auf wenig Länder lencken /

Die ohne Zanck und Streit den Degen von sich hencken /

Da Fried und Einigkeit auf allen Seiten steht /

Da Wollust ohne Maaß auf ihren Mauren geht /

Da nur das Pulver gilt so sich nach Cypern nennet /

Und iede Kugel stinckt so nicht Venedig kennet /

Von den kein ander Rohr für köstlich wird geacht /

Als diß so Zucker trägt und Indien gebracht.

So machen sie mich roth / und heissen dich verstummen /

Wie schöne bistu doch aus solchen Ländern kommen /

Ein Köcher ohne Pfeil / ein Kämpffer ohne Muth /

Ein Bothe sonder Fleiß / ein Hertze sonder Bluth

Die stehen hier für mir. Ich kan dich nicht mehr schauen /

Und deine Gegenwart erwecket mir ein Grauen /

Du kleiner Ehren-Dieb. Es hieng an einer Wand /

Des Saales da sie war / ein altgesticktes Band /

Darauf der Perlen Glantz des Goldes Pracht umfasssen /

Und der verliebte Mars der Venus hinterlassen /

Als seinen Leib Vulcan / Sie Geist und Leib umfieng /

Und dieser grosse Gott an schweren Banden hieng.

Das Zeugnüß aller Gunst must ihre Peitsche werden /

Sie stieß den kleinen Sohn erzürnet zu der Erden /

Sie grief mit einer Hand ihm in das schöne Haar /

Und peitschte biß sein Leib wie ihre Lippen war.

Biß Rosen um den Schnee der zarten Lenden stunden /

Cupido hatte kaum den ersten Schmitz empfunden /

So ruft er / Königin / ich bitt' euch umb den Pfeil /

Der mehr verrichten kan als Blitz und Donnerkeil /

Ich bitt' euch um den Schertz / ich bitt' euch um das küssen /

Durch die der starcke Mars ein Sclave werden müssen /

Und so diß alles noch gesucht ist allzuweit /

So bitt' ich euch umb diß davon ihr kommen seyd.

Die Göttin konte hier nicht mehr das Lachen halten /

Der Eifer / den sie trug begunte zuerkalten /

Sie warf das Band hinweg / und sprach mein kleiner Sohn /

Genung vor diesesmahl / und denck an diesen Lohn /

Den du durch Müßiggehn aus meiner Faust bekommen.

Es wird der Mutter Schlag geduldig aufgenommen /

Fieng der Cupido an mit Seufzen ohne Maß /

Als welchem Schmertz und Furcht auf Haut und Hertze saß /

Und fuhr so ferner fort: Beherrscherin der Erden /

Sol diese Schuld allein auf mich gebürdet werden /

Greift meine Mutter mich mit Band und Marter an /

Daß diese gantze Welt nicht länger brennen kan /

Und allzulaulicht ist. Es wird der strenge Bogen /

Wie vormahls ist geschehn / itzunder angezogen /

Mein Pfeil hat gleiche Maß und führet gleichen Stahl /

Daß Eiß und Eisen umb sich findet überall /

Und Wasser für das Blut die hohlen Adern füllet /

Daß Aetna itzt nicht mehr in allen Hertzen quillet /

Ist ja nicht meine Schuld. Es ist nicht lange Zeit /

Da zog ich durch ein Land / wo Unmuth / Krieg und Streit

Gar frembde Gäste sind. Ich dachte hier zu siegen /

Da Agtstein gleich wie ihr sich läst die Wellen wiegen /

Und setzte meinen Fuß bald in die gröste Stadt /

Da Reichthum / Macht und Muth Verstand zum Bruder hat.

Mein Fürwitz führte mich in eine stille Kammer /

Da nicht erschallen kan des schwartzen Vaters Hammer /

Man schaute um und um manch hochgelehrtes Pfand /

So der Beredten Mund und vieler Tichter Hand

Von Rom / Corinth / Athen / und die sich diesen gleichen /

Den alle Männer noch der Künste Scepter reichen /

Den Menschen zugeschickt. Hier saß ein junger Mann /

Und sprach manch schönes Buch um seine Schätze an.

Ich war alsbald gemüht ihn schleunig zuereilen /

Ich grief den Bogen an / ich spielte mit den Pfeilen /

Es war verspieltes Werck und Arbeit sonder Lohn /

Die Pfeile flogen weg / der Jüngling kam davon

Und hielt mich ungescheut vor einem KinderSchützen /

Ich ließ ihn dieses mahl bey seinen Büchern sitzen /

Ich hab ihn zwar nach dem auch ferner angerant /

Doch war ein ieder Pfeil vergebens ausgesand.

Ertheilet mir nun Rath / was ferner sey zu machen?

Die Mutter sprach / mein Sohn / hier liegt der Grund der Sachen /

Wer nicht durch suchet hat der Leiber Unterscheid /

Und nicht zu urtheln weiß von Sehnen / Blut und Zeit. /

Nicht weiß / wenn dieser Trieb und jener sich beweget /

Wann Blut und Geist erwacht / wann Bluth und Geist sich leget /

Wann Feuer Meister wird / wann Wasser herrschen will /

Der trift / ich schwere dir / nicht auf das rechte Ziel.

Du wirst mein lieber Sohn fast keinen Menschen finden /

Der sich nicht leichtlich läst an dis und jenes binden /

Der sich nicht allsobald erschüttert und beweg't /

Wenn dieses auf ihn trift / was er im Hertzen trägt

So dencke nicht auf Pfeil / auf Bogen und auf Wunden /

Du habest denn zuvor den HertzensTrieb gefunden /

Und glaube daß allhier der Hertzen Schlüssel liegt /

Wer nicht die Geister kennt hat selten obgesiegt.

Der eine liebet nur des Leibes Pracht und Gaben /

Ein ander will die Zucht zu einer Schwester haben /

Der eine meint / das Geld die beste Heyrath stift /

Ein ander heist die Treu das beste Morgen Gift /

Viel lieben Spiel und Tantz / nicht wenig auch das Singen /

Und manchem muß der Wein die Brunst zum Hertzen bringen /

Viel seufzen ohne Maß nach zarter Bluhmen Pracht /

Viel heissen diesen Schatz ein Kleinod einer Nacht /

Viel locket und bewegt der Eltern Geist und Tugend /

Viel werden angereitzt durch unverwelckte Jugend /

Der eine siehet nur die süssen Wörter an /

Viel sehen auch dabey was Spiel und Nadel kan.

Diß alles mustu wol und gar genau erwegen /

Es wird auch gleicher Pfeil nicht iedes Wild erlegen /

Und dieses hab ich schon vor vieler Zeit bedacht /

Und nicht nach meiner Arth der Pfeile Zeug gemacht.

Der eine schicket sich noch zu den grünen Jahren /

Ein ander sehnet sich nur nach den grauen Haaren /

Der eine lencket sich auf Hertzen reich an Kunst /

Ein ander reitzet nur die Adern voller Brunst /

Der eine führt Zibeth viel schmecken nach der Küchen /

Der eine weiß Latein ein ander kennt die Grichen /

Der eine führet Gold der ander stinckt nach Wein /

Viel sind von Ebenholtz und viel von Helffenbein.

So lauf nun vor mir hin und gründe recht die Hertzen /

Wo Ernst und Witz regiert / wo Lachen / Spiel und Schertzen

Fast immer müssig gehn / wo Kunst am meisten gilt /

Wo Füllerey und Wein die blauen Adern füllt /

Wird dieser Unterricht nur richtig eingenommen /

So wirstu liebes Kind bald wieder zu mir kommen /

Und ruffen / dem ich oft der Liebe Garn gestellt /

Der ist durch euren Sohn und meine Faust gefällt.

Cupido der genug der Mutter Wort erwogen /

Grieff nun mit Zuversicht auf Köcher / Pfeil und Bogen /

Und schwang sich ungesäumt auch wieder in die Stadt /

So von den Dähnen noch den alten Nahmen hat /

Und ihre Mutter itzt mit reichen Gaben ehret /

Ein Hertze / so kein Pfeil der süssen Brunst versehret /

War dieses Schützens Zweck. Es war bey Tag und Nacht

Der Bogen stets gespannt / das Hertze stets bedacht /

Nach vielem Krieg und Streit dem Jüngling obzusiegen /

Wie oft er aber kam so fand er um ihn liegen /

Der Griechen kluges Heer der Römer weisen Rath /

Was Chäronea noch der Welt geschencket hat /

Halff nebenst Cordöen fast unermüdet kämpfen /

Auch Cato war bemüht der Pfeile Macht zudämpfen /

Und goß den heissen Brand mit seinen Sprüchen aus /

Cupido sprach bey sich: sol dieses Mannes Hauß

Mein Feuer und mein Pfeil denn nicht erreichen können /

Ist Eisen / Stahl und Stein der Grundzeug dieser Sinnen?

Er stellt ihm offtermahls durch ein verliebtes Blat /

Wie jener Lesbien / und der Corinnen bat /

Wie der Petrarcha schwur die Lauren stets zulieben /

Und was der Grafenhag vom Küssen hat geschrieben /

Marinens Wunderbuch / Gvarinens treues Pfand /

Was Drayten / Teophil und Samtamann erfand /

Die schaut' er oftermals auf seiner Stelle schertzen /

Die Kunst gefiel ihm wol / das Gift drang nicht zum Hertzen /

Und der erzörnte Gott war numehr gantz bereit

Zu meiden diesen Orth zu lassen diesen Streit /

Als dieser freye Geist bey schönen SommerStunden /

Als Erd und Himmel-Lust zusammen war verbunden /

Durch einen guten Freund / ward aus der Stadt geführt /

Der Orth so sie umfieng stund überall geziert

Mit schönen Tulipen / geholt aus frembden Erden /

Die itzund auch bey uns gemeine Bürger werden /

Viel andre Bluhmen mehr die waren hier gepaart /

Manch frembdes WunderKraut / so die erkühnte Farth

Dem Ost und West entraubt / war neben dem zuschauen /

Das geile Kind der Luft kam Nester hier zubauen /

Die kleine Nachtigall so nimmer schweigen kan /

Die stimmet ungestört ein süsses Brautlied an.

Es schertzten überall die Baltischen Syrenen /

Man hörte manches Lied mit höchster Lust erthönen /

Der Phöbus schaute selbst erfreuet durch die Luft /

Als Richter / wie ihm deucht / der Kurtzweil angeruft.

Vor andern zeigte sich ein Kleinod aller Tugend /

Ein Spiegel aller Lust / ein WunderBild der Jugend /

Auf derer Stirne selbst des Vatern Nahmen saß /

Aus derer Augen man der Mutter Keuschheit laß /

Da Höfligkeit und Zucht einander Schwestern hießen

Da Sinnen / Geist und Bluth sich fromm zu seyn befliessen /

Der eher nichts gefällt als wenn der Vater wiel /

Und spricht / der Eltern Wuntsch ist mein gewüntschtes Ziel

Und meines Willens Zweck / der ernste Feind des Buhlen /

So nie ersuchet hat der Venus süsse Schulen /

That hier die Augen auf / und schaute wie die Welt /

Sich itzund lustig macht in Florens Lustgezelt /

So Feld und Gärte deckt. Doch war das keusche Prangen /

Derselben so ich itzt zu rühmen angefangen /

Ihm lieblicher als diß / was uns der Tulipan

Auf seinen Blättern zeigt / und nicht bestehen kan.

Cupido der sein Ziel zu keiner Zeit verlassen /

Begunte nebenst Trost auch seinen Pfeil zufassen /

Der Arm stund ausgestreckt / der Bogen war bereit /

Durch gleich gestellten Stahl der Sinnen Härtigkeit

Zu machen wie das Wachs. Er hielte zu dem Hertzen /

Der Pfeil drang durch die Brust nicht ohne süsse Schmertzen /

Und das erkühnte Kind zu mehren seine Lust /

Traff auch das schöne Bild und ihre zarte Brust /

Die kein verliebter Strahl vor diesem angerühret /

Es ward die süsse Gluth durch beyder Blut geführet /

Sie schauten hin und her / sie schauten diß und das /

Und wusten fast nicht recht was in dem Hertzen saß /

Biß daß die Flamm allhier iemehr und mehr entbrandte /

Und beyder Hertz und Geist die süssen Flammen kante /

Da denn der Eltern Treu durch längst geneigte Hand /

Ihn'n Wuntsch und Segen sprach / und dieses Paar verband.

Cupido meinte nun vor freuden zuvergehen /

Er schaute höchst ersetzt die zwey verliebten stehen /

Er lachte daß den Schall auch Echo selbst vernahm /

Und wie man meinen wil in Juno Kammer kam.

Doch ließ die grosse Lust ihn länger nicht verziehen /

Er hieng den Bogen an der Mutter zuzufliehen /

Zu sagen / daß sie nun für einen rauhen Schlag /

Des kleinen Sohnes Haubt mit Rosen krönen mag.

Er schwang sich durch die Luft biß zu der Venus Throne /

Und rief / was düncket euch itzund von eurem Sohne /

Dem ich vor vieler Zeit vergebens Garn gestellt /

Ist nun durch mein Geschoß mit Wucher hingefällt.

Und ruft die Venus an zu seiner Liebsten Füssen /

Der Liebsten die mit ihm läst Liebes Thränen fliessen /

Doch wird ein festes Band bald enden ihre Pein /

Und Lachen vor die Noth / Lust vor das Weinen seyn.

Hab ich genung gethan? die Mutter war ergetzet /

Daß dieses zarte Fleisch des Sohnes Hand verletzet /

Sie satzt ihn auf die Schoß / sie druckt ihn an die Brust /

Sie nannt ihn ihren Schatz sie nannt ihn ihre Lust /

Sie küst ihn auf den Mund / sie klopft ihn auf die Lenden /

Sie nahm ihn aus der Schoß / sie trug ihn auf den Händen /

Und sprach weil sich itzund nicht alles sagen läst /

So eile nun von mir auch auf das Hochzeit Fest /

Dann kanstu ihre Noth und ihre Lust beschreiben.

Cupido läst sich nicht viel zu der Wollust treiben /

Er ließ der Mutter Hand / er ließ der Mutter Schoß /

Er machte sich alsbald der süssen Bande loß /

Und schwang sich über Baum / Thal / Häuser / See und Hügel /

Es gläntzten wie Cristall die Silber-weissen Flügel /

Biß daß er in die Stadt des grossen Sieges kam /

Und seinen FreudenFlug recht in die Wohnung nahm /

Da dieses werthe Paar auf einem grossen Saale /

Bey Kurtzweil / Liedern / Tantz / Gespräche / Spiel und Schale

In höchsten Freuden saß. Da der berühmte Rein

Mit Weinen / die er hegt / nicht wolte sparsam seyn.

Tockäy und Mallaga / Bourdeaux und ihres gleichen /

Die liessen auch den Schatz des Bacchus überreichen /

Was seltzam in der See / was köstlich in der Luft /

Was Erd und Bäume ziert / ward auf das Mahl geruft.

Hier muste Cinnamey das Haselhun umschlüssen /

Die Fische wolten nur in Muscateller fliessen /

Der stoltze Phasian ward in ein Grab gethan /

Dergleichen Phönix nur ihm selber geben kan /

Was die Natur gebiert und was die Kunst erzwinget /

Was vieler Menschen Witz aus frembden Ländern bringet /

Was Zucker überzeucht und Specerey erhält /

Ward auf den FreudenTisch mit reicher Hand gestellt /

Und wolte Dinstbahr seyn den zwey verliebten Hertzen /

Den nun die reine Lust durch tugendhaftes Schertzen

In alle Glieder trat / und den der süsse Brand /

Noch heisser ward gemacht durch Augen / Hertz und Hand /

Es kam nun unvermerckt der Hesperus gegangen /

Der Reisenden Verdruß / der Liebenden Verlangen /

Er sprach durch seinen Schein geht zu der neuen Ruh /

Und schlüsset nicht die Lust mit euer Kammer zu.

Bezwinget euch der Schlaff / so macht das bey erwachen

Der Braut die Röthe kommt / den Bräutigam das Lachen /

Nicht traure zarte Braut es sagt die gantze Welt /

Man samlet keine Frucht wann nicht die Blüthe fällt.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-008889-5
Erschienen im Buch "Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.