Christian Hofmann von Hofmannswaldau

Als Flavia sich neben ihm einst auff dem lande befand (Christian Hofmann von Hofmannswaldau)

           

WEnn ich mein trübes licht nach diesem orte richte /

    Da Flavia bey mir vor wenig tagen saß /

Als ich die lilien von ihrem angesichte

    Und rosen um das feld der zarten lippen laß;

So seufz' ich: schöner ort! du hast zu viel verlohren!

    Doch deine Flavia die findest du bey mir.

Ich fluchte / daß ein weib mich zu der welt gebohren /

    Wenn mir mein hertze sie nicht zeigte für und für.

O wald! muß gleich dein blat noch vor dem winter weichen /

    Das bild der Flavia steht hier doch unberührt.

Wird gleich der bleiche tod mir umb die schläffe streichen /

    So weiß ich / daß mein hertz sie mit zu grabe führt.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-008889-5
Erschienen im Buch "Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.