O Tor, wer nicht im Augenblick den wahren Augenblick ergreift... (August von Platen)
O Tor, wer nicht im Augenblick den wahren Augenblick ergreift,
Wer, was er liebt, im Auge hat, und dennoch nach der Seite schweift!
Ihr wähnt, es sei der Freude Schloß für ew'ge Tage stark und fest,
Doch, wenn ihr's heute nicht besetzt, so seht ihr's morgen früh geschleift;
Es hat der Sämann ausgesät, doch frißt die Sense nun der Rost,
Des Schnitters Arme sind zu schlaff, was hilft es, ob das Korn gereift?
Die welken Blätter lest ihr auf, da stürmisch der November saust,
O pflücktet Blüten ihr im Mai, wenn aus dem Laub der Vogel pfeift!
Nur der vermag, wie Titus einst, zu rufen: Ich gewann den Tag!
Wer einen süßen Mund berührt, an einen schönen Arm gestreift:
Die Lehre zwar ist alt, ich weiß; doch hat sie mancher nicht befolgt,
Des Grab sich nun im Lenz berost, des Grab sich nun im Herbst bereift.