August von Platen

Noch im wollustvollen Mai des Lebens... (August von Platen)

 

Noch im wollustvollen Mai des Lebens,

Wo die Seele sonst Entschlüsse sprüht,

Fühl ich in der Wärme meines Strebens,

Wie mein Lebenselement verglüht.

Nicht ein Windstoß, ein belebend warmer,

Meine Haare kräuselnd, weht mich an;

Leer und träge schifft ein Tatenarmer

Übern stillen Vater Ozean.

Kommt und lispelt Mut ins Herz mir, zarte

Liederstimmen, die ihr lange schlieft,

Daß ich, wie ein Träumer, nicht entarte,

In verlorne Neigungen vertieft.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-000291-5
Erschienen im Buch "Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.