August von Platen

Europas Wünsche (August von Platen)

(1829)

       

Heil dem Schwert, das keck der entnervten Staatskunst

Netz entzweihaut, stürmende Helden waffnend:

Schon erbebt Stambul, und es flattern ringsum

                        Christliche

Fahnen!

Nicht umsonst aufnährst du, o Rhein, die Traube:

Trotz des Korans such' in Johannisbergs Wein -

Ihn kredenzt Freundschaft - der erschrockne Sultan

                        Süße

Betäubung!

Unser Deutschland trage der Wittelsbacher

Leu'n im Schild, hoch fliege der Adler Friedrichs;

Doch, wie Mahmud, werde zu Staub die lichtscheu

                        Türkische

Willkür!

Möge Frankreichs junges Geschlecht des langen

Kampfes Preis einernten! Es möge schleunig

Portugals blutfroher, in Wien geschulter

                        Teufel zugrund

gehn!

Möge bald jedwede gemeine Selbstsucht,

Wo der Tod sei, fühlen, und wo die Zukunft:

Dauer leihn Balsam und Gewürz der Mumie,

                        Seele

gewiß nicht!

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-000291-5
Erschienen im Buch "Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.