Ein Frühlingsatem kommt aus deinen Landen her... (August von Platen)
Ein Frühlingsatem kommt aus deinen Landen her,
Es weht ein Duft vom Ort, wo wir uns fanden, her;
Betäubend treibt der Wind des Lenzes Wohlgeruch
Von dir zu mir aus Haar und aus Gewanden her;
Es mahnt die warme Luft an schönre Zonen uns,
Als schläng' ein Myrtenbusch um uns Girlanden her;
Mir wird dein Angesicht zur Lenzverkündigung,
Du schickst mir einen Blick, den ich verstanden, her.
Könnt' ich dem Frühlingshauch nicht öffnen meine Brust,
Wo nähm' ich solchen Mut in solchen Banden her?
Laß träumen uns dahin, wo bald die Rebe blüht,
Und, Knaben, bringt den Wein, der noch vorhanden, her!
Es kreist die ganze Welt: ein Wirbel reißt auch mich,
Vom Meer des Weins gewiegt, bei dir zu stranden, her;
Bist du es? Ist's der Lenz? Er zaubert oder du
Die Reize wiederum, die mir verschwanden, her.
Der Winter ist ein Greis, der Frühling schickt den Duft
Der Kränze, die wir einst als Kinder wanden, her.