Anteros (August von Platen)
Was mich traurig macht? Es ist ein quälender Dämon,
Daß ich verschenkte mein Herz, daß sich kein Herz mir verschenkt.
Was mir Tränen entlockt? Es ist die schmerzliche Wahrheit,
Daß ich verspottet nur ward, wo ich so innig geliebt.
Was den Blick mir umdüstert? Ich bin mit Bemühung und Willen
Was ich vergessen soll, nicht zu vergessen imstand.
Was die Stirn mir umwölkt mit melancholischen Falten?
Daß in der Möglichkeit Reich nie sich mein Hoffen erfüllt;
Daß ich doch hoffen muß und meiner Wünsche gedenken,
Ach, daß die Liebe so quält, ach, daß die Liebe beglückt!
Haben wir deinen Besitz, du freundlicher Knabe, verloren,
O so ist's dein Besitz, den wir beständig erflehn;
Haben wir deinen Besitz, du tückischer Knabe, gewonnen,
O so ist's dein Besitz, den wir verfluchend verschmähn.
Selig, selig, selig ist der, den die Liebe verschont hat,
Dem sie den tödlichen Pfeil nie in den Busen gesenkt,
Dem sein Leben ein Bach, ein himmelspiegelnder, hinfleußt,
Nicht vom tobenden Sturz schäumender Wasser gehemmt.
Selig der Jüngling, welcher den nimmermüden Kupido
Aus dem klagenden Lied liebender Dichter nur kennt!
Aber seliger noch als er, der ruhig und harmlos
Seines Lebens genießt, was sein Geschick ihm erlaubt,
Dreimal seliger noch ist der Liebende, welcher geliebt wird!